Warum Bewegungspausen die Lösung für unsere Gesundheit sind

Im ersten Halbjahr 2024 hat der Krankenstand in Deutschland mit durchschnittlich 5,8 Prozent ein neues Rekordhoch erreicht. Vor allem Atemwegserkrankungen und psychische Belastungen führen zu immer längeren Ausfällen bei Arbeitnehmenden. Gleichzeitig steigt die Zeit, die wir im Sitzen verbringen, was das Risiko für Zivilisationskrankheiten erhöht.

Doch es gibt eine einfache Lösung: Regelmäßige Bewegungspausen am Arbeitsplatz. Sie fördern nicht nur die Gesundheit, sondern steigern auch Kreativität und Produktivität – und könnten einen entscheidenden Beitrag zur Senkung des Krankenstands leisten.

 


Krankenstand in Deutschland erreicht Rekordwerte

Im ersten Halbjahr 2024 belief sich der durchschnittliche Krankenstand in Deutschland in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) auf rund 5,8 Prozent. Nachdem er während der letzten rund 20 Jahre konstant unter 4,5 Prozent gelegen hatte, ist er seit der Corona-Pandemie sehr stark gestiegen.

Im ersten Halbjahr 2024 waren Beschäftigte so lange krankgeschrieben wie noch nie in diesem Jahreszeitraum.

Im Schnitt fehlten die bei der Techniker Krankenkasse (TK) versicherten Erwerbstätigen in den vergangenen sechs Monaten durchschnittlich 9,6 Tage am Arbeitsplatz. Damit toppt der Krankenstand sogar das Rekordergebnis vom ersten Halbjahr 2023, das 9,5 Fehltage pro Kopf aufwies.

Zum Vergleich: Im ersten Coronahalbjahr 2020 beliefen sich die Fehltage auf durchschnittlich 7,9 je Erwerbstätigen, 2019 waren es 7,8 Fehltage.

Neue Zahlen des Bundesamts für Statistik in Bern zeigen, dass Berufstätige inzwischen häufiger als früher der Arbeit fernbleiben – aus gesundheitlichen Gründen. 2023 fielen Vollzeitarbeitnehmende aufgrund von Krankheit oder Unfall durchschnittlich 9,3 Tage aus, also fast zwei Wochen. Das ist ein neuer Höchstwert.

Zwischen 2010 und 2019 lag die Anzahl der jährlichen Absenzen jeweils zwischen 6,2 und 7,2 Tagen. Und selbst in den Corona-Jahren wurden im Rahmen der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung deutlich weniger Ausfälle – zwischen 8,1 und 7,5 Absenztage – notiert als 2023.

Die Rolle von Atemwegserkrankungen und psychischen Belastungen

Woran liegt es in Deutschland, dass in diesem Jahr so viel häufiger Menschen wegen Krankheit ausfallen?

Nach Angaben der Kaufmännischen Krankenkasse Hannover (KKH) sollen primär Atemwegserkrankungen für die vielen Ausfälle verantwortlich sein. Husten, Schnupfen und grippale Infekte seien die Hauptursachen. Denn bei 100 Versicherten betrafen sie 70 Fälle und waren damit für 34 Prozent aller Ausfälle verantwortlich.

Auf den Plätzen zwei und drei der häufigsten Diagnosen folgen psychisch bedingte Diagnosen mit 1,8 Fehltagen pro Kopf und Muskel-Skelett-Erkrankungen mit 1,4 Fehltagen pro Kopf.

Als besorgniserregend werden die immer längeren Zeiten pro Tag gesehen, die die Bundesbürger im Sitzen verbringen: An Werktagen seien es nun 9,2 Stunden durchschnittlich, noch einmal eine halbe Stunde mehr als 2021. Nach Daten von 2015 hatten die Menschen damals noch 7,5 Stunden pro Tag gesessen.

 

Bewegungspausen verbessern die Lebensqualität des Einzelnen und verringern die „Gesundheitskosten“ des Einzelnen und der Allgemeinheit.

Bewegung als Schlüssel zur Gesundheitsförderung und Ideenfindung

Die Natur hat uns nicht für langes Sitzen ausgestattet. Das Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Diabetes, Bluthochdruck, aber auch für Rückenbeschwerden steigt mit zunehmenden Sitzzeiten.

Auch regelmäßige Bewegung in der Freizeit kann dieses Risiko nicht komplett ausgleichen, deshalb ist die regelmäßige Unterbrechung der sitzenden Tätigkeit die einzige Lösung.

Und Bewegung fördert die Ideenfindung, die Kreativität, die Leistungsfähigkeit. Schon 2015 hat das Massachusetts Institute of Technology (MIT) festgestellt, dass der Mensch beim Gehen dreimal mehr Ideen bekommt als bei Sitzen.

Neueste Studien zeigen, dass, wenn wir uns schrittweise fortbewegen, neue Nervenzellen entstehen und die Vernetzung der Neuronen gefördert wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Masse der sogenannten „weißen Substanz“ im Gehirn nimmt zu, die alle Verbindungsleitungen zwischen unseren Nervenzellen enthält. Gehen und Laufen fördert die Plastizität unseres Gehirns und hält es dadurch „jung“.

Das Gehirn braucht nach einer Leistung eine Pause. Und Wissensarbeit ist Gehirnarbeit. Wir müssen kognitiv eine Pause, einen Urlaub, Ferien einlegen, um Körper, Geist und Seele zu erholen.

Und insbesondere Bewegungspausen bringen danach wieder mehr Ideen:

  • Bewegungspausen fördern die Kreativität und Produktivität.
  • Bewegungspausen schützen vor Diabetes und Bluthochdruck.
  • Bewegungspausen verhindern Rückenbeschwerden.

Bewegungspausen verbessern die Lebensqualität des Einzelnen und verringern die „Gesundheitskosten“ des Einzelnen und der Allgemeinheit.

Über den Autor:

Dieter Boch, iafob deutschlandDieter Boch ist geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob deutschland) und Leiter des internationalen Flexible.Office.Network., einem überbetrieblichen Forum für den Wissens- und Erfahrungsaustausch zur BüroArbeitswelt von Morgen.

Als Dozent lehrte er an der Fachhochschule Salzburg und der Hochschule für Wirtschaft in Zürich Führungsverhalten und Future Work & Workplace Design. Der Diplom-Psychologe ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen und
Mitherausgeber der Buchreihe „Flexible Arbeitswelten“.