Die rasant fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten.
Wir haben Prof. Dr. Florian Kunze von der Universität Konstanz gefragt, welche Chancen und Risiken er durch die Digitalisierung sieht, wie unsere Arbeitsweise in Zukunft aussehen kann und welche Auswirkungen dies auch auf unsere Gesundheit hat.
Bei der iafob deutschland Jahrestagung 2024 referiert Prof. Florian Kunze zum Thema „Auswirkungen der Digitalisierung in der Arbeitswelt“.
Hier können Sie sich zur Jahrestagung am 15.10.2024 anmelden.
iafob: Sie werden bei der iafob deutschland Jahrestagung 2024 über die „Auswirkungen der Digitalisierung in der Arbeitswelt“ sprechen. Worin sehen Sie die Chancen der Digitalisierung und was sind die Risiken?
Prof. Florian Kunze: Die Digitalisierung bietet enorme Chancen für Effizienzsteigerung, Flexibilität und Innovation in der Arbeitswelt. Sie ermöglicht neue Geschäftsmodelle, verbesserte Arbeitsabläufe und erleichtert den Zugang zu Wissen.
Allerdings birgt sie auch Risiken wie den Verlust bestimmter Arbeitsplätze durch Automatisierung oder künstliche Intelligenz, eine Verdichtung der Arbeitsprozesse, die zu gesundheitlichen Belastungen führen können und die Entstehung neuer sozialer Ungleichheiten zwischen verschiedenen Beschäftigungsgruppen.
iafob: Die Digitalisierung der Lebens- und Arbeitswelten wird unser gesellschaftliches Zusammenleben verändern. Werden wir zukünftig weniger arbeiten und mehr Freizeit haben?
Prof. Florian Kunze: Die Digitalisierung hat das Potenzial, die Art und Weise, wie wir arbeiten, weiter enorm zu verändern, indem sie Prozesse automatisiert und die Flexibilität erhöht. Dies könnte zu einer weiteren Reduzierung der traditionellen Arbeitszeit führen, aber auch zu einer noch weiteren Verbreitung von neuen Arbeitsmodellen wie mobilen Arbeiten und Projektarbeit führen, die eine bessere Work-Life-Balance für viele Mitarbeitenden ermöglichen.
iafob: Die physischen Belastungen in der Arbeitswelt nehmen seit Jahren ab, dafür steigen die psychischen Erkrankungen rapide an. Erhöht die Digitalisierung den Druck zu mehr Produktivität und damit das gesundheitliche Risiko?
Prof. Florian Kunze: Die Digitalisierung kann den Druck auf die Produktivität erhöhen, da Technologie eine ständige Erreichbarkeit bzw. Entgrenzung der Arbeitszeit und die Möglichkeit zur kontinuierlichen Leistungsüberwachung ermöglicht. Auch das Phänomen des Präsentismus, das Gefühl trotz Krankheit arbeiten zu müssen, nimmt zu. Dies kann zu einem Anstieg von Stress und psychischen Belastungen führen, die sich auch in den kontinuierlich steigenden Fehlzeiten widerspiegelt.
iafob: Wird sich die Zusammenarbeit der „Wissensarbeitenden“ ändern? Wird es mehr virtuelle Treffen geben? Werden neue Arbeitsformen des persönlichen Zusammenseins entstehen?
Prof. Florian Kunze: Die Zusammenarbeit von Wissensarbeitern hat sich schon durch das zunehmende mobile Arbeiten in der Corona-Pandemie stark entwickelt wird sich wahrscheinlich auch mittelfristig weiter verändern, da digitale Tools die virtuelle Zusammenarbeit erleichtern.
Dies könnte zu mehr virtuellen Treffen und einer verstärkten Nutzung von Remote-Arbeitsplätzen führen. Neue Arbeitsformen des persönlichen Zusammenseins könnten entstehen, die persönliche und virtuelle Interaktion kombinieren und sich eventuell sogar in neuen digitalen Räumen des Metaverse abspielen.
iafob: Sie sind bei unserer Jahrestagung in Offenburg dabei. Welche Erkenntnisse werden die Teilnehmenden mit nach Hause nehmen, um in der digitalisierten BüroArbeitswelt innovativ und gesund zu bleiben?
Prof. Florian Kunze: Bei der iafob Deutschland Jahrestagung in Offenburg werden die Teilnehmenden durch meinen Vortrag wichtige Erkenntnisse zu folgenden Themen mit nach Hause nehmen:
Erstens werden sie Strategien kennenlernen, um die Produktivität in einer hybriden und digitalen Arbeitsumgebung zu steigern und gleichzeitig die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu fördern. Zweitens werde ich Konzepte vorstellen mit denen Führung und Kommunikation in einer hybriden und digitalen Arbeitswelt gelingen kann. Drittens werde ich diskutieren, wie sich die Büroumgebungen in Zeiten der Digitalisierung und Hybridarbeit verändern und anpassen müssen.
Über Prof. Dr. Florian Kunze:
Prof. Dr. Florian Kunze hat den Lehrstuhl für Organisational Studies am Fachbereich Politik und Verwaltungswissenschaft der Universität Konstanz inne und leitet das Konstanz Future of Work Lab.
Er zählt außerdem zu den 40 führenden HR-Köpfen, die das Haufe-Fachmedium “Personalmagazin” jährlich kürt.