Das Corona-Virus hat Wirtschaft und Gesellschaft weltweit zum Stillstand gebracht. Langsam treten die ersten Lockerungen in Kraft. Doch welche Maßnahmen treffen Unternehmen zum Infektionsschutz? Wie gehen sie mit Remote Work und Home Office um? Und was tun Firmen, um die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden nachhaltig zu fördern? Wir wollten es genauer wissen und haben Unternehmen hierzu befragt.
Eines vorneweg: Wir haben die Unternehmen gleich zwei Mal befragt. Einmal im März, als der Lockdown begann (16 befragte Unternehmen) und ein weiteres Mal Anfang Juni, als immer mehr Lockerungsmaßnahmen in Kraft traten (36 befragte Unternehmen). Dies gab uns die Möglichkeit, Besonderheiten im Verlauf herauszuarbeiten.
Maßnahmen ja – Investitionen nein
Alle von uns befragten Unternehmen haben sofort zu Beginn der Corona-Pandemie ihre vorhandenen Maßnahmen eingesetzt und erweitert. Allerdings sind in nur wenigen Firmen Maßnahmen geplant, die eine größere Investition erfordern. In allen Unternehmen gab es keine abwartende Haltung. In einigen wurde eine Task Force gebildet.
Gesundheit ist für den Einzelnen wichtiger geworden. Drei Monate Pandemie führten zu einer höheren Sensibilisierung der Mitarbeitenden für die Gesundheit.
Beim Infektionsschutz ergaben sich keine Änderungen der Einschätzung im März zu der im Juni. Die Annahme, dass Remote Work zukünftig stärker in den Fokus rückt, vergrößerte sich im Juni. Gesundheit ist für den Einzelnen wichtiger geworden, das sagten im Juni zwei Drittel, im März nur die Hälfte der Befragten. Drei Monate Pandemie führte zudem zu einer höheren Sensibilität des Mitarbeitenden für die Gesundheit. Nur die Hälfte glaubt in beiden Befragungen, dass sich am Stellenwert der Gesundheitsvorsorge in Unternehmen etwas ändern wird.
Maßnahmen zum Infektionsschutz
Bei der überwiegenden Zahl der Unternehmen müssen die Türen noch per Hand geöffnet werden. Ausnahme: die Tür am Gebäudeeingang. Die Tür zum Waschraum ist in allen Befragungen mit Hand zu öffnen. Nur zwei Unternehmen wollen hier sofortige oder langfristig Maßnahmen ergreifen.
In den meisten Unternehmen gibt es keine berührungslosen Armaturen, Seifenspender etc. im Waschraum. Es wurden aber sofort berührungslose Desinfektionsspender bzw. Desinfektionstücher an den Waschraum- und Eingangstüren installiert bzw. sind geplant. Fast überall bekam der Facility-Management-Dienstleister den Auftrag, Türklinken, Haltegriffe, Wasserhähne, Toilettenspülungen, Geldautomaten etc. mehrmals täglich zu reinigen und zu desinfizieren. Tipps für „richtiges Händewaschen“ sowie Hygienetipps im Intranet waren fast überall schon vorher vorhanden.
Gewinner des Lockdowns: Remote Work
In den meisten Unternehmen gehörte Homeoffice auch schon vor Corona zur Arbeitskultur. Nur drei Unternehmen führten Homeoffice erstmalig ein. Lediglich jedes zweite Unternehmen händigte den Mitarbeitenden „Tipps und Spielregeln bei Homeworking“ aus.
Fast alle Unternehmen sind überzeugt, dass Remote Work auch nach Ende der Pandemie-Einschränkungen viel stärker genutzt werden wird als vorher, wobei sich diese Einschätzung bei der zweiten Befragung verstärkt hat. Mitarbeitende, die Homeoffice erstmalig in Anspruch genommen haben, empfinden diese Arbeitsform als positiv und werden sie beibehalten bzw. einfordern. Diejenigen, die Homeoffice schon kannten, werden es gezielter nutzen.
Auch die verstärkte Nutzung von Videokonferenzen wird nach Überzeugung fast aller Befragten beibehalten werden. Geschäftsreisen werden durch die Unterscheidung nach Art der Meetings abnehmen. Außerdem glaubt die Mehrheit der Befragten, dass Webinare zukünftig einen Teil der stationären Weiterbildungsangebote ersetzen.
Gesundheitsförderung und Gestaltung der Büros unverändert
Beim Blick auf die Gesundheit ergibt sich eine deutliche Veränderung von der ersten zur zweiten Befragung. Die individuelle Beachtung der Gesundheit nimmt zu. Im Juni hat sie einen höheren Stellenwert. Drei Monate Pandemie haben zu einer höheren Sensibilität der Mitarbeitenden für die Gesundheit geführt.
Allerdings glaubt nur die Hälfte in beiden Befragungen, dass sich am Stellenwert der Gesundheitsvorsorge in Unternehmen etwas ändern wird. Die überwiegende Mehrheit der Befragten ist auch der Meinung, dass die Gestaltung der BüroArbeitsräume sich nicht nachhaltig verändern wird.
Knapp die Hälfte gibt an, dass Gesundheitsangebote zum Abbau von Stress offeriert werden, der durch die fehlende soziale Interaktion während der Kontaktbeschränkungen entstehen kann.
Unser Fazit:
Unternehmen haben zügig auf die von der Bundesregierung verordneten Einschränkungen reagiert. Schnell umsetzbare und kostenneutrale Maßnahmen wie Homeoffice, die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln oder eine stärkere Beachtung von Hygieneregeln wurden in kürzester Zeit implementiert. Investitionen in bspw. automatische Türöffner werden derzeit aber noch gescheut.
Langfristige Auswirkungen der Corona-Pandemie sind vor allem im Bereich Homeoffice spürbar. Das Arbeiten von zuhause soll in den meisten Unternehmen ausgeweitet werden und wurde insgesamt als positiv beurteilt. Ob auch die Gesundheitsförderung langfristig von der Krise profitiert, ist noch nicht abschätzbar.
Unternehmen bemühen sich also darum, durch kurzfristig umsetzbare Maßnahmen den Betrieb bestmöglich aufrecht zu erhalten. Wieviele der Errungenschaften es tatsächlich in eine “neue Normalität” schaffen, wird die Zeit zeigen.
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